Seit einer ganzen Weile hab ich im Hinterkopf, das SiWo Sofa von den HartzIV Möbeln nachzubauen. Als ich das erste mal drüber gestolpert bin dachte ich noch, dass das ja viel zu groß ist, und überhaupt sollte man wahrscheinlich ne große Werkstatt mit jeder Menge Werkzeug haben.
Nun bin ich vor ner Weile umgezogen, und plötzlich musste ein Schlafsofa her. Ich hab also nochmal den Link rausgesucht und einen Blick drauf geworfen.
Bei genauerer Betrachtung merkt man, dass das ganze Teil eher eine Skizze als eine echte Anleitung ist, und wahrscheinlich kann man Dinge einfach anders tun, als man da auf den Bildern sieht. Ich hab also meine eigene “Skizze” davon gemacht, und im großen und ganzen reicht am Ende eine Bohrmaschine, und ein Baumarkt der Holz zuschneiden kann.
Tatsächlich brauchte ich noch nicht mal ein Auto - alle Teile hab ich mit dem Rad bewegt bekommen, und das hat mir direkt noch die Gelegenheit gegeben, zwischendurch nochmal über das nachdenken zu können, was ich da tue.
Auf die Art war es sehr viel weniger Angsteinflößend. Ich hab schließlich keine Ahnung von Holz.
Hier ein Aufschreib, wie es so lief.
Planung
Meine erste “Skizze” hab ich, wie bei meinem Regal auch, in Tinkercad gebaut. Das ist immer ganz nett, weil man nachher schonmal ein paar Maße ablesen kann, und einen visuellen Eindruck bekommt, wie das Teil nachher aussieht.
Auf dem Grundgerüst sollen im Wesentlichen zwei 70cm Lattenroste liegen, und die Seitenwände angeschraubt werden. Ausserdem wärs nett, wenn das nachher so stabil ist, dass man sich auch an den Seiten anlehnen kann.
Ich hab den Entwurf eine Woche sacken lassen, immer mal wieder drauf geschaut. Als ich mich mal nach Meinungen drüber gesprochen hab, kam der Hinweis, dass die Verbindung zur Armlehne eventuell ein bisschen schwach ist - deshalb ist die mittlere nun anders als die aussen. Statt Dübeln und Schraube von unten ist hier seitlich verschraubt. (Im nachhinein vielleicht unnötig - die äußeren Verbindungen fühlen sich fast stabiler an… aber nun ist es so.)
Erster Einkauf, der Rahmen
Okay. Ich hab nur ein Fahrrad. Der Einkauf muss also ein bisschen aufgeteilt werden, je nachdem was ich so bewegt bekomme.
Der erste Einkauf ist also nur für den Rahmen - lauter lange Teile, die ich gebündelt ans Rad hängen kann. Hoffentlich.
Also die Maße aus Tinkercad rausgeschrieben, und damit los zum Baumarkt.
Wenn man dann alles auf einem Haufen sieht, ist das schon ein bisschen beängstigend. Aber ich habs mir dann zurechtschneiden lassen, und es ging auch tatsächlich ans Rad. Gutes Format für den Transport. :)
Ausserdem im Bild: 4 Spanngurte.
Zuhause, Einkaufscheck für Schrauben und zugeschnittenes Holz. Sieht erstmal okay aus. Vielleicht keinen Unsinn gekauft.
Ich finde übrigens 2 Wochen später immernoch Sägespäne überall.
Lattenroste
Für die Lattenroste hätte ich mehrere Optionen gehabt, schätze ich. Neue kaufen (und liefern lassen?), einfach ein paar Holzleisten besorgen, oder Kleinanzeigen gucken.
Ich hab mich dann erstmal für die Kleinanzeigen entschieden, und (im zweiten Anlauf) tatsächlich welche gefunden, die ich praktisch nur ein Stück die Strasse runter tragen musste.
Passt auch auf meinen frisch fertig gebauten Rahmen.
Seitenverkleidung
Die Verkleidung wollte ich eigentlich am liebsten aus Multiplex machen, aber die waren einfach mal doppelt so teuer wie OSB Platten. Also OSB. Mir wurde gesagt, dass man die gut spachteln und dann streichen kann. (Danke für den Hinweis, Björn :))
Der Transport war nochmal ein bisschen schwieriger als der fürs Gestell - 1.40 breite sind schon echt grenzwertig, aber es ging so gerade noch klar. Zur Not hätte der Baumarkt noch ein Lastenrad zum leihen gehabt, aber ich weiß nicht wie gut das vorn in den Korb gepasst hätte.
Für die Armlehnen musste ich nochmal nachjustieren. Ich hab gelernt, dass “8cm Kantenlänge” Holz nicht unbedingt 8cm Kantenlänge hat, sondern durchaus mal nur sowas wie ~7.8cm - entsprechend musste ich einmal überlegen wie jetzt die Maße zu sein sollten.
Die nächste Überraschung war dann, dass die im Baumarkt keine einfachen langen Bretter schmaler schneiden. Ich musste die aus größeren Platten schneiden lassen.
Zum Glück war der Typ im Baumarkt am Zuschnitt ganz fähig, und hat direkt gesehen was ich brauch - mein Gehirn war nicht bereit, spontan vom Brettzuschneidmodus auf Platten umzudenken.^^
Einmal überlegen wie ich das fest mache, ohne in eine andere Schraube zu schrauben… (kein Transportfoto diesmal - das war unspektakulär.)
…und das sind die fertigen Seiten. Nice. :)
Erste Anprobe!
Da ich alle wesentlichen Teile habe, um erstmal wieder auf irgendwas sitzen zu können, konnte ich langsam überlegen, wie tief das Sofa im “Sofamodus” sein sollte.
Also einmal die Polster vom letzten Sofa drauf werfen und ausprobieren. So 90cm, inklusive Platz für die Rückenpolster fühlten sich okay an. Ich brauch also eine ~50cm Abdeckung, damit ich meine 140cm Fläche passend abgedeckt bekomme.
Ich wollte gern tiefere Sitzfläche als auf meinem alten Sofa haben - also hab ich einfach mal die Polster drauf geworfen und ein bisschen probiert. Nach Gefühl will ich gern so 90cm Sitzfläche, inklusive Platz für die Rückenkissen, was mir 50cm Ablagefläche lässt.
Ablage
…Ich bin also nochmal zum Baumarkt, und hab mir 220x50cm Ablage schneiden lassen und Nachhause getragen.
Zum anlehnen wollte ich diese Lücke zwischen der Abdeckung und Matratze zu machen, damit man nicht nur die Kante im Rücken hat. Bretter hatte ich noch da, aber die waren seit ein paar Jahren Teil eines Regals, und hingen ein bisschen durch. Hier der Versuch, die wieder gerade zu bekommen - ich hab die mit nem Schwamm angefeuchtet, und mit einem Stapel Papierkram in die Gegenrichtung gebogen. Über Nacht stehen gelassen, und am nächsten Tag wars tatsächlich fast gerade. Ich hab aber trotzdem zur Montage nochmal mit Schraubzwingen und anderen Brettern nachgeholfen.
Verbunden hab ich die mit Dübeln, über Reste, die beim Gestell angefallen sind. Fühlt sich, dafür dass es “nur” geleimt ist, bisher erstaunlich stabil an. Wenns doch mal nicht reicht, kann ichs immernoch verschrauben.
Die Matratze
Über die Matratze hab ich ein bisschen nachgedacht. Moderne Matratzen haben meistens “Zonen”, sodass zum Beispiel der Kopfbereich weicher oder fester ist (keine Ahnung). Ich wollte aber zum Sitzen, dass das überall mehr oder weniger gleich ist, damit man nicht irgendwo schief sitzt. Nach ein bisschen umhersuchen habe ich dann beim großen schwedischen Möbelhaus Schaumstoffmatratzen gefunden, die eigentlich nur von einer Seite zum liegen gedacht sind. Die andere Seite hat keine “Zonen”. Ideal für mich. Also mal hingefahren, ausprobiert, und direkt eine mitgenommen.
das fertige Sofa! \o/
Am Ende hab ich wahrscheinlich so 3 Wochen am Sofa rumgebaut, hauptsächlich an Wochenenden, aber auch mal Abends. Das Wetter musste für die Fahrradeinkäufe mitspielen, was im Hamburger Frühjahr nicht so ganz trivial ist. Aber dadurch hat man immerhin Zeit zu überlegen ob das was man vor hat Sinn macht. :)
Was noch fehlt sind ein paar Füße (ich hätte hinten gern Rollen, und brauch dazu noch passende Holzklötze) und ein paar Kissen (das sind im Moment noch die vom alten Sofa.)
Ausserdem überlege ich, die Seiten zu streichen oder mit Stoff zu beziehen, und das Holz mit irgendwas zu behandeln. Aber das ist ja alles Optional - das Sofa ist auch so schon gemütlich.
Kosten
Hier noch eine Kostenaufstellung.
TL;DR: selber machen ist nicht billiger.
Matratze
229€ Ikea Abygda (16cm schaumstoff)
15€ Spannbettlaken
244€
Holz
63€ Leimholz Fichte (250x50) + Zuschnitt
100€ BSH Fichte (7x3m) + Zuschnitt für das Gerüst
50€ OSB Platten Zuschnitt, Seitenverkleidung
45€ Leimholz Fichte Armlehnen
258€
Rollen
45€ 2x Lenkrolle 100mm
Schrauben
7€ M8 Muttern
5€ Unterlegscheiben
7€ M8x50 Schrauben
20€ Kleinkrams (Sechskantschrauben für die mittlere Lehnenstütze, Muttern, Unterlegscheiben, lange Schrauben für die äußeren Lehnenstützen)
20€ Schrauben für Verkleidung
59€
Werkzeug
9€ Bohrlehre (nicht genutzt)
20€ Holzdübelhilfe (ein Koffer mit viel Krams)
29€
Lattenrost
50€ 2x70cm Lattenrost, Kleinanzeige
Gesamt
685€